Albumveröffentlichung: Luise Volkmann & Été Large: The Stories We Tell
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Albumveröffentlichung: Luise Volkmann & Été Large: The Stories We Tell
02.10.2025|
Am 3. Oktober veröffentlichen Luise Volkmann und ihr Großensemble Été Large ihr neues Album “The Stories We Tell”
Die Kölner Saxophonistin, Komponistin, Bandleaderin und NICA artist Luise Volkmann ist eine passionierte Grenzgängerin, die ihr Vokabular von Album zu Album erweitert. Das nicht Denkbare zu denken und das Unmögliche möglich zu machen, war stets ihr Anliegen. Mit dieser Maxime hat sie sich auch ans dritte Album ihrer Band Été Large gemacht. Der Titel ist bezeichnender Weise „The Stories We Tell“.
Wagen wir einen Blick zurück. Die Großformation Été Large war von Anfang an groß gedacht. Nicht weil es eine Band mit vielen Mitgliedern ist, denn davon gibt es gerade in Deutschland eine ganze Reihe, sondern weil Luise Volkmann sich mit Siebenmeilenstiefeln über tradierte Vorstellungen von Big Band und gängigen Genre-Formaten hinwegsetzte. Es ging niemals um das tausendste Fusionspaket bestimmter Stilistiken oder neue Sichtweisen auf bereits Vorhandenes, sondern ohne Zugeständnisse jedweder Art um einen anarchistischen Gegenentwurf zum etablierten Musikbetrieb, wie immer man ihn nennen oder verorten will. Luise Volkmann setzt mit Été Large eine genuine Schöpfungskraft frei, für die nach Beispielen zu suchen aussichtslos ist. Auf dem ersten programmatischen Album der Gruppe „Eudaimonia“ (2017) galt es, etwas zu beweisen. Im zweiten, wesentlich persönlicheren Kapitel „When The Birds Upraise Their Choir“ (2020) trat sie den Beweis an, dass sie nichts mehr beweisen muss. Nun folgt mit „The Stories We Tell“ der dritte Streich, bei dem sie alles Apodiktische hinter sich lassen und einfach Geschichten erzählen kann. „Die beiden ersten Alben hatten für mich Hommage-Charakter“, rekapituliert Luise Volkmann. „Das ist bei dem neuen Album überhaupt nicht der Fall. Da es einfach nur ums Geschichtenerzählen hat, liegt die Stärke des Albums eher in einem Art Introvertiertheit.“
Diese Geschichten stehen im Zeichen eines neuen Bekenntnisses zur Einfachheit. Alles Überflüssige muss weg, damit sich die Leidenschaft umso klarer manifestieren kann. Und eben die Stories, die zu erzählen sind. Luise Volkmann ist eine brillante Geschichtenerzählerin, die mit narrativer Wucht und poetischem Feingefühl ihre Stories umsetzt. Musik ist kein Selbstzweck. Es geht um etwas. Jeder Ton, jede Silbe löst etwas aus, bei Hörerinnen und Hörern, aber gemäß der Schmetterlingsflügel-Theorie auch auf lange Sicht global, denn die Energie der Lieder geht oft ungeahnte Wege. Die Komponistin ist sich dieser Verantwortung bewusst, und diese Mission spürt man, auch wenn sie hier absolut unaufdringlich und unprätentiös transportiert wird.
„The Stories We Tell“ markiert das zehnjährige Jubiläum von Été Large. Doch nicht nur aus diesem Grund dokumentiert das Album das Ergebnis eines individuellen und kollektiven Reifeprozesses. Es gelingt der Leaderin und ihrem Kollektiv, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. In ihren Arrangements pflegt Luise Volkmann einen sehr behutsamen Umgang mit den Möglichkeiten einer Großformation. Den Sounds der einzelnen Instrumente wird viel Raum zum Atmen gegeben. Sie arbeitet mit wohl kontrastierten, sich kongenial ergänzenden menschlichen Stimmen. Doch auch jedes Instrument erhält eine individuelle Farbe, die den Gesang nicht nur flankiert oder unterlegt, sondern ihrerseits nonverbale Statements abgibt. Erst in der feinsinnigen Osmose von Stimmen und Instrumenten können die Lieder ihre ultimative Wirkung voll entfalten. Luise Volkmann konvergiert gegen eine Art künstlerischer Vollendung, wohl wissend, dass sie diese weder erreichen kann noch will. Denn letztlich geht es auch um die Zwischenräume, die nur die Hörerinnen und Hörer mit ihrer Imagination ausfüllen können.
„In Zeiten, in denen Polarisierung immer stärker spürbar wird, möchte ich meiner Musik die Kraft geben, mit ihren Geschichten Ambivalenzen nebeneinander zu stellen. Ich kann gleichzeitig über verschiedene Dinge wütend oder traurig sein und trotzdem auch Verständnis für andere Empfindungen oder Haltungen aufbringen. Die Komplexität des Denkens und Handelns fühlbar zu machen und damit die Grundlage für einen offenen Dialog zu schaffen, ist mir wichtig. Deshalb stelle ich die verbale und die nonverbale Seite des Geschichtenerzählens gleichberechtigt nebeneinander.“
Musiker:innen: Casey Moir - voice Laurin Oppermann - voice Conni Trieder - flute (Track 2, 4, 5, 7, 9, 10, 11) Nicolas Schwabe - flute (Track 1,3, 5, 6, 12) Luise Volkmann - alto saxophone Peter Ehwald - tenor saxophone Rémi Fox - baritone saxophone Johannes Böhmer - trumpet Marleen Dahms - trombone Johanna Stein - violoncello Athina Kontou - bass Yannick Lestra - keyboard and electronics Paul Jarret - guitar Max Santner-drums
All music composed by Luise Volkmann
Produktion: Aufgenommen Juli 2024 at Deutschlandfunk Kammermusiksaal Köln Radio-Produzent Deutschlandfunk: Thomas Loewner Toningenieur: Oliver Dannert Aufnahmeleiter: Gunther Rose Aufnahme, Produktion, Bearbeitung: Tobias Hess Mixing: Sebastian Clobes Mastering: Christoph Stickel Grafikdesign: Elsa Westreicher